Stark gestiegene Baupreise führen dazu, dass die Baugenossenschaft das Tempo beim Wohnungsbau drosselt.
KREIS GROSS-GERAU
Die Bremsspuren im deutschen Wohnungsbau – sie sind inzwischen unübersehbar. Laut Statistischem Bundesamt sank die Zahl der Baugenehmigungen im Jahr 2023 um 26,6 Prozent auf noch 260.100. Das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung geht davon aus, dass 2023 noch 245.000 Wohnungen fertiggestellt wurden. In diesem Jahr sollen es etwa 210.000 sein, 2025 noch rund 175.000. Massiv gestiegene Baukosten, deutlich höhere Zinsen, ein Zurückfahren der Neubauförderung durch den Bund und verschärfte Standards machen der Branche zu schaffen.
Auch lokale Marktteilnehmer wie die Baugenossenschaft (BG) Ried mit Sitz in Groß-Gerau sind von der Entwicklung betroffen. Das heißt aber nicht, die ehrgeizigen Ziele komplett aufzugeben. Die 2019 ausgegebene Strategie sah vor, bis 2028 rund 3000 Wohnungen im eigenen Bestand zu haben. Dass daraus nichts wird, hatten Aufsichtsratschef Kai Kienzl und Vorstandsvorsitzender Jürgen Unger schon im vergangenen Jahr angekündigt. Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen müsse man etwas Tempo rausnehmen. Unger verweist darauf, dass die Zinsen von 0,7 auf rund 3,3 Prozent gestiegen seien. Das mache die Finanzierung schwieriger. Hinzu komme eine Baukostensteigerung von etwa 40 Prozent allein in den zurückliegenden vier Jahren.
„Das hat natürlich Konsequenzen“, sagt Unger. „Dennoch legen wir keine Vollbremsung im Neubaubereich hin. Wir kämpfen um Projekte – aber nicht um jeden Preis.“