Christian Müller lenkt seit einigen Monaten gemeinsam mit Jan Fischer die Geschicke der Baugenossenschaft. Sein Schwerpunkt liegt auf der technischen Seite und dem IT-Bereich.
KREIS GROSS-GERAU. Der Vorstand der Groß-Gerauer Baugenossenschaft (BG) Ried – er ist wieder komplett. Bereits seit einigen Monaten lenkt Christian Müller (45) gemeinsam mit dem früheren Nauheimer Bürgermeister Jan Fischer (47) die Geschicke der 1948 gegründeten Genossenschaft, die knapp 3300 Mitglieder zählt und annähernd 2700 Wohnungen in ihrem Portfolio hat. Zum Vorstand berufen wurde Müller bereits zum 1. Februar 2025. Mit der Vorstellung aber wollte Aufsichtsratsvorsitzender Kai Kienzl etwas warten. Einfach um sicherzugehen, dass es wirklich für beide Seiten funktioniert. Nach gut neun Monaten ist klar: es war die richtige Entscheidung. Ein Umstand, der nicht nur Kienzl freut. „Es passt auch im Menschlichen gut, gerade im Zusammenspiel mit unserer starken zweiten Führungsebene“, sagt Kienzl, der in Nauheim den TKW Gebäudeservice mit rund 500 Mitarbeitern führt. Die richtigen Menschen für den Vorstand zu finden – das sei die Herausforderung und von essenzieller Bedeutung für die BG Ried. Der beste Fachmann helfe nicht weiter, wenn die Persönlichkeit nicht stimme. Auch Müller zeigt sich nach den ersten Monaten voll des Lobes. „Ich bin toll aufgenommen worden, ob von Mitarbeitern, der Führungsebene oder Aufsichtsrat“, erklärt der gebürtige Saarbrücker. Das Zusammenspiel aller Ebenen sei hervorragend, es werde offen und konstruktiv diskutiert – auch das sei keineswegs selbstverständlich. Der neue Vorstand, der in erster Linie für die technische Seite verantwortlich zeichnet, bringt ein spannendes Profil mit. Er hat in Saarbrücken und Gießen nicht nur Bauingenieurwesen mit der Fachrichtung Bau- und Projektmanagement studiert, sondern auch Informatik und beide Studiengänge abgeschlossen.Nach dem Abschluss 2010 war er zunächst als Bauleiter bei einem auf Logistik- und Bürogebäude spezialisierten Generalunternehmer tätig. Später wechselte er auf die Bauherrenseite, zuletzt war er für ein weltweit agierendes Familienunternehmen in der Corporate Real Estate als Bereichsleiter für die Projektleitung und alle fachspezialisierten Themen rund ums Bauen im Einsatz.
Am Vorstandsposten bei der BG Ried hat ihn vor allem gereizt, die Gesamtverantwortung für die technische Seite und gemeinsam mit Jan Fischer fürs gesamte Haus übernehmen zu dürfen. Bei Müller sind die Bereiche Bauen und Projektmanagement, Qualitäts-, Umwelt und Risikomanagement sowie der IT-Bereich angesiedelt. Über den Wechsel habe er länger nachgedacht, gibt Müller zu. Bereut aber hat er ihn noch nicht eine Minute. Große Baustellen sieht er bei der BG Ried nicht. An dem ein oder anderen Rädchen könne man drehen, Ausrichtung und Strategie aber stimmten. Jan Fischer und er hätten vom früheren Vorstandsvorsitzenden Jürgen Unger ein gut bestelltes Haus übernommen.
Angesichts der hohen Steigerungsraten bei den Baupreisen werde man in den nächsten Jahren verstärkt auf die Sanierung von Bestandsimmobilien setzen. „Wir investieren in den Werterhalt der Immobilien, um sie fit für die nächsten 50 Jahre zu machen“, sagt Müller. Mit Kienzl ist er sich einig, dass die Strategie der „Ried 3000“ weiterverfolgt werden soll. Ursprünglich hatte die Genossenschaft angepeilt, bis 2028 insgesamt 3000 Wohnungen in ihrem Portfolio zu haben. Hier wurde bereits zuletzt auf die Bremse getreten. „Wir wollen Wachstum, aber nicht auf Biegen und Brechen. Deshalb warten wir, bis sich die Baupreise etwas normalisieren“, erklärt Kienzl. Man sei mit vielen Kommunen über mögliche Projekte im Gespräch, legt Müller dar. Und aus Sicht von Kai Kienzl wäre die BG Ried prädestiniert, bei der Weiterentwicklung der Groß-Gerauer Weingartenstraße an Bord zu sein. Um Kosten zu senken, denke die Ried auch über modulare und serielle Bauweise nach, so Müller, der auch den ein oder anderen Standard für überdenkenswert hält. In puncto Energieeffizienz muss auch bei Sanierungen der Standard GEG 55 erreicht werden. Müller erachtet dies für ausreichend. Technisch sei auch der Effizienz- Standard 70 denkbar, doch bringe dies nur noch drei bis vier Prozentpunkte an zusätzlicher Ersparnis. Die nötige Investition aber liege deutlich höher. Mit seiner Familie lebt Müller in Wiesbaden, die beiden Kinder sind acht und zehn Jahre alt. Abseits des Jobs spielt der Sport für Christian Müller eine große Rolle. Ein- bis zweimal in der Woche ist er auf dem Tennisplatz zu finden, im Winter zieht es ihn zum Skifahren. Beides sind Individualsportarten. Das aber hindert den 45-Jährigen nicht, bei der BG Ried ein Teamplayer zu sein.
Bericht aus dem Groß-Gerauer Echo von Jörg Monzheimer / Foto: Samantha Pflug

