Die Groß-Gerauer Baugenossenschaft hat Anlagevermögen und Wohnfläche deutlich gesteigert / Das kommt gut an
KREIS GROSS-GERAU. Die Baugenossenschaft Ried hat auch das Jahr 2024 mit einem ordentlichen Überschuss abgeschlossen: Unter dem Strich stand ein Plus von 3,61 Millionen Euro, das ist etwas weniger als im Jahr zuvor (4,27). Die Mitglieder der Genossenschaft dürfen sich erneut über zwei Prozent Zinsen und zwei Prozent Dividende freuen, insgesamt werden rund 323.000 Euro ausgeschüttet. Der Großteil des Gewinns fließt in die Bauerneuerungsrücklage. „Wir wollen weiter Wohnraum schaffen und sichern“, sagte Vorstandsvorsitzender Jan Fischer bei der Vertreterversammlung in Büttelborn.
Für den Sportwissenschaftler (Schwerpunkte Ökonomie und Marketing) sowie neuerdings auch Immobilienfachwirt war es eine Premiere: Als Nachfolger des langjährigen Ried-Chefs Jürgen Unger führte er erstmals durch die Zahlen. Der frühere Nauheimer Bürgermeister ist seit dem 1. September 2023 bei der BG Ried, zum 1. Oktober 2024 wurde er in den Vorstand berufen. Die Vorstellung der Projekte übernahm der neue Technische Vorstand Christian Müller.
Was die BG Ried den Vertretern vorlegte, überzeugte diese ganz offensichtlich. In gerade einmal 55 Minuten war die Versammlung vorbei. Erst ganz zum Schluss gab es noch eine Wortmeldung von Wilfried Hirsch, der Vorstand, Aufsichtsrat und Mitarbeitern für ein „hervorragendes Ergebnis“ dankte. Wie Fischer darlegte, hatte die 1948 gegründete BG Ried Ende 2024 insgesamt 2.649 Einheiten in ihrem Bestand, das sind 120 mehr als im Vorjahr. Darunter befinden sich 25 Gewerbeeinheiten, von den Wohnungen sind 681 öffentlich gefördert. Die durchschnittliche Kaltmiete (geförderte und frei finanzierte Wohnungen zusammengefasst) hat sich seit 2020 von 6,28 auf 7,29 Euro pro Quadratmeter erhöht. Das ist nicht zuletzt der umfangreichen Neubautätigkeit der vergangenen Jahre geschuldet. Bei den neuen Vorhaben wie Wohnen am Quartiersplatz in Gernsheim lagen die Mieten zwischen 9,20 Euro (gefördert) und bis zu 12,75 Euro (frei finanziert). Damit liege man aber immer noch unter dem Bundesschnitt von 7,47 Euro je Quadratmeter, betonte Fischer. Noch besser stünden die BG Ried beziehungsweise ihre Mieter aufgrund energetischer Sanierung bei den Betriebskosten da. Diese betrügen im Schnitt 2,93 Euro je Quadratmeter, bundesweit seien es 3,80 Euro. Was die Wohnfläche angeht, hat die BG Ried seit 2020 deutlich zugelegt und rund 21.350 Quadratmeter zusätzlichen Wohnraum geschaffen, ein Plus von 13,3 Prozent. Insgesamt stehen nun 181.900 Quadratmeter Wohnfläche bereit. „Das ist für den Kreis Groß-Gerau aller Ehren wert“, befand Fischer.
Die Investitionen in Neubauten gingen aber auch mit einem Anstieg der Verschuldung einher, von 102,7 (2020) auf zuletzt 134,3 Millionen Euro (plus 30,8 Prozent). Noch etwas stärker (plus 32,3 Prozent) hat sich indes das Anlagevermögen erhöht, nämlich von 148,3 auf 196,2 Millionen Euro. Mit Blick auf den Gewinn warnte Fischer, dass dieser nicht in Stein gemeißelt sei, was an höheren Baukosten, aber auch den Zinsen liege. Den früheren Vorständen und dem Aufsichtsrat sei es gelungen, sehr attraktive Konditionen auszuhandeln. Im Schnitt seien es ein Prozent, der Bundesschnitt betrage 1,9 Prozent. „Hut ab“, sagte Fischer daher. 2024 habe die BG Ried für Zinsen 1,33 Millionen Euro ausgegeben. Man müsse sich aber darauf einstellen, dass sich dies perspektivisch ändere. Die Tilgungsleistung lag 2024 bei 5,2 Millionen Euro. Die BG Ried, die ihr Eigenkapital von 46,5 (2020) auf 65,7 (2024) Millionen Euro erhöht hat, habe über die Jahre hinweg solide Wachstum geschaffen. Auch künftig habe man ein Auge darauf, „wie viel Wachstum wir uns erlauben können“, so Fischer. Um jeden Preis werde dies nicht geschehen. Fischer ging auch auf den Strategiewechsel ein, vermehrt in den Erhalt des eigenen Bestands zu investieren. 2024 flossen 16,7 Millionen Euro in den Neubau und 4,3 Millionen Euro in den Bestand. Nur noch acht Prozent der Wohnungen gehörten den kritischen Energieklassen F, G und H an. Christian Müller kam der Part zu, einige der großen Projekte der BG Ried vorzustellen. Dazu gehörte das 2024 fertiggestellte „Wohnen am Rhein“ in Biesbesheim (133 Wohnungen/davon 55 gefördert) mit einer geplanten Investitionssumme von 27,9 Millionen Euro, „Wohnen am Quartiersplatz“ in Gernsheim (38/12) mit einem geplanten Invest von 14,13 Millionen Euro und das gerade abgeschlossene, auf 13,3 Millionen Euro veranschlagte Projekt „Wohnen im Rosenhof“ in Goddelau (40/24).
Müller hatte eine weitere gute Nachricht im Gepäck: Bei allen Vorhaben werde man das Budget voraussichtlich unterschreiten. Größere Sanierungsvorhaben gab es in der Hügelstraße in Goddelau und der WilhelmHammann-Straße in Worfelden, in der Ulmenstraße in Bischofsheim werde in diesem Jahr ein Objekt, in dem es noch Einzelfeuerstätten gibt, runderneuert. In der Goethestraße in Goddelau wolle man Erfahrungen in seriellem Bauen sammeln, für 4,6 Millionen Euro sollen dort 20 neue Wohnungen entstehen. Zufrieden zeigte sich Aufsichtsratsvorsitzender Kai Kienzl. In aufwendigen Auswahlverfahren sei es gelungen, für den Vorstand eine sehr gute Besetzung zu finden. Kienzl gab sich überzeugt, dass die neuen Führungskräfte die BG Ried mit Weitblick, guter Risikoabwägung und unternehmerischer Dynamik voranbringen werden.
Presseartikel aus dem Groß-Gerauer Echo vom 30.06.2025 von Jörg Monzheimer

