Gross-Gerauer Echo: 111 neue Wohnungen bis Mai 2025

KREIS GROSS-GERAU – Die Baugenossenschaft (BG) Ried mit Sitz in Groß-Gerau steuert weiter auf Erfolgskurs: Im vergangenen Jahr erzielte sie einen Überschuss von 4,267 Millionen Euro und setzte ihre Neubautätigkeit fort. Bis Mai 2025 wird die Zahl der Wohnungen im Bestand von 2529 auf 2640 steigen, erklärte Vorstandsvorsitzender Jürgen Unger bei der Vertreterversammlung in Büttelborn. Zufrieden zeigten sich nicht nur die Vertreter, die die allermeisten Beschlüsse einstimmig fassten, sondern auch Aufsichtsratsvorsitzender Kai Kienzl: „Wir schaffen bezahlbaren Wohnraum“, sagte er. Der Aufsichtsrat achte genau darauf, dass die Preise im Rahmen blieben. „Bei Netto-Kaltmieten von 13 Euro und mehr machen wir nicht mit.“ Im geförderten Wohnungsbau werden bei Neubauten aktuell 9,20 Euro pro Quadratmeter fällig, frei finanziert sind es etwa 12,50 Euro.

Neubautätigkeit und Führungskräftewechsel

Beim Neubau soll etwas auf die Bremse getreten werden. Kienzl verhehlte aber auch nicht, dass es für den Aufsichtsrat durchaus Baustellen gibt. Die betreffen vor allem den Vorstand. Der langjährige Vorstandschef Jürgen Unger geht im kommenden Jahr in den Ruhestand, von Vorstand Peter Kaminski hat sich die BG Ried laut Kienzl Ende März in beiderseitigem Einvernehmen getrennt. Man messe Führungskräfte auch daran, wie gut sie führten. Es habe Coaching-Gespräche gegeben, am Ende aber „mussten wir handeln“, sagte Kienzl. Im nächsten Jahr gelte es nun, zwei Vorstandsposten zu besetzen. „Da arbeiten wir dran, sind zuversichtlich.“ Befristet hat Sabrina Corban den zweiten Vorstandsposten übernommen. Die Diplom-Kauffrau ist seit August 2020 bei der Ried, leitet den Bereich Finanzen und Controlling.

Finanzielle Entwicklung und Bauprojekte

Jürgen Unger kam der Part zu, durch die Zahlen zu führen. So ist es der BG Ried gelungen, die Bilanzsumme von 180,2 auf 192,17 Millionen Euro zu steigern. Das Anlagevermögen erhöhte sich (vor allem durch in Bau befindliche Projekte) von 171,4 auf 183,4 Millionen Euro. Im Vor-Corona-Jahr 2019 hatte es noch bei 142,5 Millionen Euro gelegen. Aus der Portokasse lässt sich die Bautätigkeit nicht finanzieren, entsprechend erhöhten sich die Verbindlichkeiten von 100,8 (2019) auf 125 Millionen Euro. Im zurückliegenden Jahr leistete die Genossenschaft Tilgungszahlungen von 4,8 Millionen Euro. Stolz war Unger auf die Entwicklung des Eigenkapitals, das bei seinem Amtsantritt 2008 bei etwa 23 Millionen Euro lag und nun 62,5 Millionen Euro beträgt. „Das sind Vermögenswerte, die uns Sicherheit geben. Alles ist solide finanziert.“

Fertiggestellt wurde im vergangenen Jahr ein kleineres Projekt in Berkach (6 Wohneinheiten/1,9 Millionen Euro Kosten). Zum 1. Februar 2024 war der zweite Bauabschnitt von „Wohnen am Rhein“ in Biebesheim fertig, der dritte folgt zum 1. Juli dieses Jahres. Ab 15. Juli geht auch der dritte Abschnitt in die Vermietung. Mit insgesamt 133 Wohnungen (davon 55 öffentlich gefördert), einer Arztpraxis und einer Investitionssumme von 27,9 Millionen Euro gehört es zu den größten Vorhaben in der Geschichte der 1948 gegründeten Genossenschaft. Beim Projekt „Wohnen am Quartiersplatz“ in Gernsheim entstehen bis Februar 2025 für 14,1 Millionen Euro 38 Wohnungen (zwölf davon gefördert), bei „Wohnen im Rosenhof“ in Goddelau bis Mai 2025 weitere 40 (24 davon gefördert). In Goddelau werden rund 13,3 Millionen Euro investiert.

Anpassung der Strategie und Sanierung

Für die Zukunft tritt die BG Ried beim Neubau etwas auf die Bremse, weil die Baukosten in den zurückliegenden vier Jahren um 39 Prozent gestiegen sind. Frei finanziert würde das zu Mieten von über 15 Euro pro Quadratmeter führen. Daher habe man die Strategie angepasst, stecke künftig mehr in energetische Sanierung und Instandhaltung. Im Neubau zahle man etwa 3700 Euro pro Quadratmeter, die energetische Sanierung gebe es für die Hälfte, so Unger. Es gehe hier um Erhalt der Investitionen und Verlängerung der Lebensdauer von Objekten. Mietern bringe das eine Verbrauchsreduzierung bei Heizenergie um 60 bis 70 Prozent, denen eine Mietsteigerung um zwei Euro pro Quadratmeter und Monat gegenüberstehe. Im Juli 2023 wurde der Hessenring 37 in Stockstadt fertig, die Wiesbadener Straße 25 bis 29 in Bischofsheim folgte im Mai 2024. Aktuell wird in der Hügelstraße 7 und 9 in Goddelau gearbeitet, in der Worfelder Wilhelm-Hammann-Straße 56 und 58 geht es um eine reine Fassadensanierung.

Dividenden und Mitglieder

Die guten Zahlen führten zur Frage von Wilfried Hirsch, ob denn nicht auch drei Prozent Dividende an die 3211 Mitglieder ausgezahlt werden könnten. Kienzl und Unger verteidigten die zwei Prozent, man wolle Wohnraum schaffen. Mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 7,06 Euro (plus Betriebskosten von 2,74 Euro je Quadratmeter) über den gesamten Bestand hinweg bewege man sich um etwa einen Euro unter anderen Marktteilnehmern, betonte Unger. Im Übrigen gebe es auf Anteile auch noch zwei Prozent Verzinsung, insgesamt also vier Prozent. Alles in allem schüttet die BG Ried knapp 330.000 Euro an ihre Mitglieder aus.

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